Eine gute Unternehmenskultur gilt als Erfolgsfaktor. Trifft das in Krisenzeiten auch zu? Und wie flexibel müssen Führungskräfte in diesen anspruchsvollen Zeiten agieren? Darüber berichtet Jana Heijenga, Leiterin für Personal und Organisationsentwicklung beim Immobilienunternehmen Robert C. Spies, im Interview.
Wie beschreiben Sie die Unternehmenskultur bei Robert C. Spies?
Auf ein motivierendes und angenehmes Arbeitsklima und folglich auch eine gute Unternehmenskultur haben wir schon immer gesetzt, indem wir den Mitarbeiter als Mensch in den Fokus stellen, viel im Team erarbeiten und auf Augenhöhe – ohne hierarchische Denke – miteinander agieren.
Welche Rolle spielt ein gutes Arbeitsklima in einer gegenwärtigen Krisenzeit, wenn doch Anspannung und Verunsicherung die Menschen prägen?
In der Vergangenheit wurde unser Vorgehen "nur" durch ein sehr gutes Bauchgefühl, eine hohe Loyalität der Mitarbeiter sowie eine geringe Fluktuation bestätigt. Nun bewährt es sich auch im Ernstfall, in einer Krisensituation. Die hohe Identifikation und Motivation unserer Mitarbeiter lässt uns die derzeit sehr angespannte wirtschaftliche Lage äußerst gut durchlaufen. Auch der von uns gelebte starke Beratungsansatz zahlt sich aus – gerade jetzt geht es darum, unseren Kunden eng beratend zur Seite zu stehen und ihnen nicht vordergründig Immobilien zu vermitteln.
Die Corona-Krise zwingt Mitarbeiter ins Home-Office und zu virtuellen Meetings. Wie gehen Sie damit um? Welche Auswirkungen hat das auf Arbeitskonditionen und die Beziehungen unter den Mitarbeitern?
Alle ziehen mit und setzen sich für das Unternehmen ein. Egal ob aus dem Büro, dem Home-Office oder von der heimischen Terrasse zeigt sich jeder Mitarbeiter in einem hohen Maße flexibel – insbesondere im Sinne neuer digitaler Vertriebs- und Kommunikationswege. Glücklicherweise haben wir die technischen Voraussetzungen schon länger geschaffen, jedoch nicht damit gerechnet, jetzt so schnell mit der ganzheitlichen Einführung und Umsetzung der online basierten Software zu starten. Durch die Nutzung technischer Kommunikationstools wie Teams, Zoom oder FaceTime ist es uns gelungen die Zusammenarbeit in den Teams aufrecht zu erhalten – gleichermaßen einen zusätzlichen Kommunikationskanal zu unseren Kunden aufzubauen, über den Gesprächstermine nach wie vor stattfinden können und visuell gestützt werden. An manchen Stellen lässt sich eben auch Positives aus dieser Zeit ziehen – hier ist es für mich die Chance des schnelleren Einstiegs in eine noch digitalere Arbeits- und Kommunikationswelt. Erinnert ein wenig an das „kalte Wasser“.
Unsere Teams übernehmen mehr Verantwortung denn je und organisieren sich im Sinne des Unternehmens und der gesellschaftlichen Verpflichtung zur Eindämmung der Infektionen. Im Fokus steht bei allem die Sicherheit. Vieles ist weiterhin möglich, wenn auch unter anderen Umständen. In den kommenden Monaten wird weiterhin Kreativität gefragt sein, um alternative Wege zu gehen.
Und wie geht die Führung damit um?
Natürlich verändert die Situation auch die Anforderungen an die Führung. Wir haben gelernt, dass Führung selbst aus der Ferne und unter Nutzung innovativer Tools möglich ist. Emotionale Nähe kann auch im Rahmen von ‚social distancing‘ gepflegt und aufrecht erhalten werden, was wiederum und besonders in dieser Zeit auf die eingangs benannten Werte unserer Unternehmenskultur einzahlt. Eine hohe Identifikation, Motivation, Flexibilität und Kreativität sind Faktoren auf die wir als Unternehmen in dieser anspruchsvollen Situation bauen können. Für uns ein Ergebnis einer über 100-jährigen Geschichte und vertrauensvollen Zusammenarbeit.