Das Leuchtturmprojekt auf dem Stadtwerder nimmt Gestalt an: Inzwischen steht der Siegerentwurf des Architekturwettbewerbs zur Umgestaltung und Umnutzung des denkmalgeschützten Wasserspeichers an der Weser in Bremen fest. Auch für den Beginn der Umbauarbeiten und die nächsten Meilensteine gibt es nun eine Planung.
Für Bremens Wasserturm an der Weser hatten sich Eigentümer, Bausenatorin und Denkmalschützer bereits vor einigen Monaten auf ein Nutzungskonzept verständigt – anschließend haben acht eingeladene Architekturbüros Ideen für den denkmalgerechten Umbau erarbeitet. Am 6. Juni fand in den Räumlichkeiten der „Umgedrehten Kommode“ nun das Preisgericht zum zweiphasigen kooperativen Wettbewerbsverfahren statt. Das Preisgericht tagte und kürte den Entwurf des Büros Westphal Architekten aus Bremen einstimmig mit dem 1. Platz.
Der zweite Preis ging an das Büro Riemann Architekten aus Lübeck, einen dritten Preis erhielten FSB Architekten (Bremen) und eine Anerkennung ging an das Büro De Zwarte Hond aus den Niederlanden.
Darum geht's: Bremens "Umgedrehte Kommode" soll endlich aus dem Dornröschenschlaf erwachen und mit neuem Leben gefüllt werden. Die Siegerentwurf, der Wohnen, Arbeiten, Gastronomie und Kultur vorsieht, wurde nun gekürt. // Foto: Robert C. Spies
Die renommierten Architekturbüros hatten die anspruchsvolle Aufgabe für das bedeutende bremische Bau- und Industriedenkmal und ungekürten Stadtkrone der linken Weserseite eine neue Nutzung zu entwickeln – und somit zu mehr öffentlicher Ausstrahlung auf dem Stadtwerder und innerhalb der innerstädtischen Uferpromenaden zu verhelfen. „Insbesondere das äußere Erscheinungsbild und die Denkmalsubstanz zu wahren, rücksichtsvoll weiterzuentwickeln und dennoch mit modernen Raumkonzepten zu versehen, darf als eine planerische und denkmalpflegerische Königsdisziplin angesehen werden“, betont Prof. Dr. Georg Skalecki, Leiter des Landesamts für Denkmalpflege Bremen.
Im Februar diesen Jahres startete der hochbauliche und kooperative Realisierungswettbewerb mit insgesamt acht geladenen teilnehmenden Architekturbüros. In einem Zwischenkolloquium Anfang April konnten sich vier Büros mit ihren Beiträgen für den finalen Wettbewerb qualifizieren und sollten bis dahin ihre Entwürfe weiterentwickeln. Im Rahmen von Wettbewerbsverfahren wurden durch die teilnehmenden Büros Vorentwürfe erarbeitet (Leistungsphase 2), die durch eine fachlich versierte Jury unter Vorsitz von Prof. Claus Anderhalten (Berlin/Kassel) – das Preisgericht – bewertet und in eine Rangfolge gebracht wurden. An das erstplatzierte Büro soll jetzt der Auftrag zur weiteren Planung der „Umgedrehten Kommode“ im Ergebnis des Wettbewerbsverfahrens vergeben werden.
Der Siegerentwurf zeigt in hervorragender Weise wie sich eine Umnutzung in die denkmalgeschützte Bausubstanz sensibel einbringen und den Stadtwerder mit Gastronomie als Nutzungsbausteinen im Erdgeschoss beleben kann.
Der Entwurf des Büros Westphal Architekten aus Bremen zeichnet sich durch einen sensiblen Umgang mit der Substanz sowohl im Innen- als im Außenraum aus. In der Umgedrehten Kommode sollen im Erdgeschoss gastronomische Angebote sowie Ausstellungsflächen etabliert werden. In den oberen Geschossen werden ca. 30 Wohnungen entstehen. Die Kommode erhält mit einem denkmalgerecht gestalteten Dachabschluss ihr historisches, für Bremen bedeutsames Bild zurück. Die Ecktürme werden in moderner Gestaltung, aber in historischer Anlehnung erhöht. Im angrenzenden Kesselhaus sollen Büronutzungen entstehen.
Um die 30 Wohnungen sollen in den oberen Geschossen des ehemaligen Wasserturms entstehen, dessen Türme und Dach denkmalgerecht erhöht bzw. neu konzipiert werden. // Illustration: © WESTPHAL ARCHITEKTEN BDA
Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung, Özlem Ünsal, bedankt sich bei der Ausloberin für die Durchführung des Wettbewerbsverfahrens: „Mit dem zweiphasigen Wettbewerb für die „Umgedrehte Kommode“ und dem hervorragenden Ergebnis konnte der Weg für eine Nutzung des stadtbildprägenden Gebäudes bereitet werden. Von besonderer Bedeutung ist dabei der Nutzungsmix, der sowohl eine Wohnnutzung, als auch publikumswirksame Nutzungen im Erdgeschoss die neuen Qualitäten unserer historischen Adresse auf dem Stadtwerder prägen werden“.
Amer Sandawi, Projektentwickler und Vertreter der Eigentümerin der „Umgedrehten Kommode“, freut sich über den Ausgang des Preisgerichts und die weitere Projektumsetzung: „Mit dem Büro Westphal haben wir einen fachlich sehr versierten Partner mit hoher architektonischer Kompetenz für die weitere Planung und Realisierung des bedeutenden Vorhabens für Bremen an der Seite. Auch Wolfgang Weber, Investor und Auslober ist begeistert: „Ich freue mich auf die gemeinsamen nächten Schritte zur Umgestaltung dieses einmaligen und interessanten Bauwerks“. Der Beginn der konkreten Umsetzungsphase ist für Ende 2025 geplant.
„Dieses Projekt zeigt, dass die enge Kommunikation und die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung, Architekten, Projektentwicklern und Immobilienunternehmen in den letzten rund zwölf Monaten maßgeblich zu einer erfolgreichen Umsetzung dieses dynamischen und urbanen Stadtentwicklungsprojektes beigetragen hat“, resümiert auch Jens Lütjen, geschäftsführender Gesellschafter der Robert C. Spies Gruppe über diesen Meilenstein in der Bremer Stadtentwicklung.