Die Studierenden präsentierten ihre Ergebnisse in den Räumlichkeiten von Robert C. Spies in Hamburg. // Foto: Robert C. Spies
„Welchen Einfluss wird Künstliche Intelligenz (KI) auf die Zukunft der Immobilienwirtschaft haben?“ – mit dieser zentralen Fragestellung setzten sich 2024 sechs Studierende der Hochschule Fresenius im Rahmen des Praxisprojekts „KI in der Immobilienwirtschaft“ auseinander – in Zusammenarbeit mit dem Immobilienberatungshaus Robert C. Spies. Im Fokus des Projekts stand die Analyse der Potenziale, die Chancen und Herausforderungen sowie konkrete Einsatzmöglichkeiten von KI in der Branche. Ziel war es, ein fundiertes Verständnis über den aktuellen Stand der Technologie zu gewinnen, praxisnahe Anwendungen zu identifizieren und zukünftige Entwicklungen zu beleuchten.
Die Arbeit zeigte auf, dass KI in der Immobilienwirtschaft vielfältige Einsatzbereiche bietet. Beispielsweise ermöglicht sie durch Datenanalysen präzisere Immobilienbewertungen und Risikoprognosen. In der Projektentwicklung optimiert KI Prozesse wie die Standortanalyse oder Vertragsabschlüsse, unterstützt durch Technologien wie Blockchain und Smart Contracts. Im Facility Management steigert KI die Effizienz und Nachhaltigkeit, etwa durch intelligente Energiesteuerung und vorausschauende Wartung. Weitere wichtige Anwendungsfelder umfassen Marktprognosen und die Automatisierung von Prozessen auf Immobilienplattformen, darunter virtuelle Besichtigungen, KI-gestützte Suchfunktionen und Chatbots für Kundeninteraktionen.
Andreas Fuchs (links), Geschäftsführer bei Robert C. Spies, und Prof. Dr. Niklas Köster (rechts), Studiendekan und Professor für Immobilienwirtschaft an der Hochschule Fresenius am Standort Hamburg, begleiteten sechs Studierende bei ihrem Praxisprojekt zum Thema „KI in der Immobilienwirtschaft“. // Foto: Robert C. Spies
Das Praxisprojekt beleuchtet zudem die Chancen und Herausforderungen der Technologie: KI kann die Effizienz und Genauigkeit in vielen Bereichen steigern, Entscheidungsprozesse verbessern und neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Durch den Einsatz von KI können Kundeninteraktionen optimiert und Ressourcen effektiver genutzt werden, was insbesondere nachhaltige Lösungen fördert. Herausforderungen wie Datenschutzanforderungen, insbesondere die Einhaltung der DSGVO, stellen eine zentrale Hürde dar. Zudem kommen die hohen Kosten für die Implementierung, der Schulungsaufwand für Mitarbeitende und die Abhängigkeit von Technologieanbietern hinzu. Dies erfordert eine langfristige Sicherstellung der Kompatibilität der eingesetzten Systeme.
Ein internationaler Vergleich zeigte, dass Länder wie die USA und China führend in der Integration von KI in der Immobilienwirtschaft sind, während Deutschland Nachholbedarf hat. In Deutschland hemmen vor allem strengere Datenschutzvorschriften sowie eine langsamere Anpassungsgeschwindigkeit der Branche die Verbreitung von KI-Technologien. Zudem mangelt es an einer einheitlichen digitalen Infrastruktur und einer breiten Akzeptanz für die Nutzung innovativer Technologien in der Immobilienwirtschaft. Im Vergleich dazu haben Länder wie die USA und China ihre Vorreiterrolle durch massive Investitionen und eine technologieoffene Kultur gefestigt. Insbesondere in den USA profitieren Unternehmen von flexibleren Datenschutzregelungen und umfangreichen Finanzmitteln. China hingegen legt den Fokus auf staatlich geförderte Projekte und eine schnelle Implementierung neuer Technologien, insbesondere im Bereich der Smart Cities und datengetriebener Immobilienbewertung. Andere europäische Länder wie Großbritannien und die Niederlande zeigen ebenfalls eine höhere Innovationsbereitschaft. Sie fördern den Einsatz von KI durch gezielte staatliche Förderprogramme und eine ausgeprägte Kollaboration zwischen Forschung und Industrie.
Die Ergebnisse im Überblick. // Bild: Robert C. Spies
KI revolutioniert die Immobilienwirtschaft durch spezialisierte Programme, die vielfältige Aufgaben effizient automatisieren und optimieren. Lösungen wie Syte und PriceHubble demonstrieren den Einsatz von KI in Bereichen wie Immobilienbewertung, Marktprognose und Kundeninteraktion. Syte zeichnet sich durch präzise Analysen und nutzerzentrierte Optimierung mithilfe intuitiver Benutzeroberflächen und leistungsstarker Funktionen aus. PriceHubble bietet Investoren detaillierte Marktanalysen sowie fundierte Risikobewertungen. Beide Programme basieren auf der Auswertung umfangreicher Datenmengen und dem Einsatz von maschinellem Lernen, um individuelle Lösungen und präzise Prognosen bereitzustellen. Sie tragen maßgeblich zur Effizienzsteigerung, zur fundierteren Entscheidungsfindung und zur Entwicklung innovativer Ansätze in der Immobilienbranche bei. Dennoch erfordert ihre Implementierung erhebliche Investitionen und technisches Know-how, was die flächendeckende Nutzung bisher einschränkt.
Das Praxisprojekt zur Einführung von KI in der Immobilienwirtschaft verdeutlicht eindrucksvoll das transformative Potenzial dieser Technologien. Die Analyse von KI-Tools und deren vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten zeigt, dass KI bereits heute zahlreiche Prozesse effizienter, präziser und kundenorientierter gestaltet. Von der Immobilienbewertung über Marktprognosen bis hin zur Projektentwicklung und Stadtplanung bietet KI innovative Lösungen, um branchenspezifische Herausforderungen zu bewältigen und neue Geschäftschancen zu erschließen.
Der Erfolg der Implementierung hängt jedoch maßgeblich von der Qualität der verfügbaren Daten, rechtlichen Rahmenbedingungen und der Akzeptanz der Technologie in Unternehmen ab. Datenschutzanforderungen sowie hohe Investitionskosten stellen weiterhin wesentliche Hürden dar, die durch gezielte Maßnahmen, wie klare Leitlinien und den Ausbau der digitalen Infrastruktur, adressiert werden müssen.
Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, könnte Deutschland von Vorreitermodellen aus Ländern wie den USA und China profitieren. Dort fördern flexible Datenschutzregelungen, hohe Investitionen und eine technologieoffene Kultur die rasche Integration von KI. Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen sowie der Fokus auf innovative Ansätze könnten auch in Deutschland das Wachstum der KI-Nutzung in der Immobilienwirtschaft nachhaltig beschleunigen.