
Susanne Maaß-Ebner, Leiterin für Handelsflächenvermietung bei Robert C. Spies
Handel(n) – unverzichtbar für die Kalkulation
Nach Wochen der sozialen Distanz und des #stayathome freuen sich die Menschen wieder die Innenstadt zu besuchen, sich gastronomisch verwöhnen zu lassen und Produkte wieder physisch zu erleben. Ein Kauf im Internet scheint nur bedingt befriedigend: Die Möglichkeit beim Einkaufen den Stoff auf der Haut zu fühlen, die Farben mit eigenen Augen zu sehen oder die Ware zu riechen ist ein menschliches Bedürfnis. Bei aller Disruption, mit welcher der Internethandel den stationären Handel aktuell durchrüttelt, zeigt sich, dass Menschen mit ihren Sinnen einkaufen und schöne individuelle Produkte entdecken wollen. So hat Apple – als einer der Hauptprotagonisten der amerikanischen Tech-Unternehmen – beachtenswert bewiesen, dass die physische Warenpräsentation trotz aller Möglichkeiten des Onlinehandels ein enorm wichtiger Baustein in der Vertriebsstrategie ist. Auch andere Unternehmen, wie beispielsweise Samsung, DJI, Dyson oder Tesla, präsentieren vermehrt ihre Produkte in innerstädtischen Showrooms. Diese Showrooms sind exakt geplant und auf das Unternehmensimage ausgerichtet. Klassische Verkäufer gibt es hier nicht, sondern Berater zur professionellen Produktvorstellung. Gekauft wird direkt im Laden oder online von Zuhause aus über die Firmenwebsite und Amazon. Dabei ist es den Unternehmen nicht wichtig, wo die Ware erworben wird – sie erkennen, wenn die Umsätze in Regionen mit etablierten Showrooms im Internet signifikant steigen – und das allein ist wichtig.
Darüber hinaus wird die Funktion der Innenstädte künftig weniger alleine auf die Erdgeschossflächen fokussiert sein – in der Vergangenheit haben die oberen Etagen teilweise kaum Beachtung gefunden. In Oldenburg gibt es sogar Objekte, bei denen die Erschließung zu den Obergeschossen entfernt wurde, um mehr Handelsfläche anbieten zu können. Diese – sicherlich übertriebene Entwicklung – ändert sich definitiv: Die oberen Etagen rücken wieder in den Fokus, die vertikale heterogene Verteilung der Mieten wird sich ausnivellieren und das Schaffen von attraktiven Angeboten für Büro, Gesundheit und besonders Wohnen hat Priorität. Gleichzeitig überdenken Eigentümer Immobilienstrategien indem sie vermehrt Potentiale der oberen Flächen erschließen, um Mindereinnahmen und temporäre Leerstände aus den Erdgeschossflächen kompensieren zu können. Selbstverständlich braucht eine hochwertige Architektur, wie sie in den Bremer Citylagen vielfach zu finden ist, einen starken Handel, um eine stimmige Kalkulation zu haben.
Menschen möchten wieder in der Innenstadt leben. Das führt nicht nur zu einer steigenden Nachfrage nach modernem Wohnraum, sondern vor allem auch zu einer zunehmenden urbanen Belebung der Städte. Der Innenstadt-Gipfel am vergangenen Mittwoch hat bestätigt: Die Stärkung der Bremer City wird eines der wichtigsten Projekte der nächsten Jahre – zehn Millionen Euro für kurzfristige Projekte stehen zur Verfügung. Darüber können wir uns freuen.
Susanne Maaß-Ebner, Leiterin für Handelsflächenvermietung bei Robert C. Spies