Eine globale Ausnahmesituation: Das Corona-Virus stellt weltweit die Gesundheitssysteme, Menschen und Wirtschaft vor Herausforderungen. In vielen Unternehmen unterschiedlichster Branchen ist jetzt kurzfristig verändertes Handeln gefragt. Auch wenn die Auswirkungen langfristig noch nicht greifbar sind, scheint Deutschland im internationalen Vergleich die Herausforderungen optimal zu meistern. Neben einem vorbildlichen Gesundheitssystem funktioniert auch das Krisenmanagement strukturiert und gut. Dennoch gilt es weiter vorauszudenken und Folgerungen aus der Krise zu schließen – gleichermaßen für die Wiederaufnahme des Lebens und Arbeitens nach der temporären Unterbrechung die richtigen Schlüsse für das eigene Unternehmen aber auch für unsere Logistik- und Industriebranche zu ziehen. In den deutschen Logistikzentren herrscht derzeit vielerorts Hochbetrieb, denn u. a. Lieferdienste und Supermärkte melden einen erhöhten Nachfragebedarf, der keinesfalls zu Versorgungsengpässen führen soll. Wenn wir gegenwärtig überhaupt von einem „Gewinner“ der Krise sprechen können und dürfen, dann ist das sicher in Teilen die Logistikbranche – selbstverständlich kommt es hier immer auf den individuellen Tätigkeitsbereich an. Während produzierende Unternehmen größtenteils ihre Produktionen aussetzen und folglich auch Zulieferer ihre Schwierigkeiten haben, profitieren Logistikunternehmen im Bereich Handel, insbesondere Lebensmittel, aber auch im Bereich der medizinischen- und pharmazeutischen Versorgung und Drogerieartikeln. An erster Stelle steht stets die gesicherte Versorgung der Bevölkerung. Kurze Lieferwege und flexiblere Logistikketten sind gegenwärtig unabdingbar, um den gestiegenen Bedarf in der Corona-Krise bewältigen zu können. In der Folge spüren wir eine kurzfristige, hohe Nachfrage nach Logistikflächen in den benannten Bereichen – denn es kommt auch zu kurzfristigem Platzbedarf in Pufferlagern von produzierten Waren, die nicht von der weiterverarbeitenden Industrie abgenommen werden können, d. h. die vor der Krise vom Handel bestellte Waren bleiben vorerst liegen.
Ferner scheint die Immobilienbranche, insbesondere in der Assetklasse Logistik- und Industrie, die Herausforderungen und die Krise nachhaltig gut zu überstehen. So wird das erste Quartal 2020 aktuell von mehreren Experten als Rekordvierteljahr auf dem Investmentmarkt für Logistikimmobilien bezeichnet. Aller Voraussicht nach werden sich Warenströme und das Lagerverhalten nachhaltig an die gegenwärtige Situation anpassen, so dass wir mittelfristig eine vermehrte Nachfrage nach Logistik- und Produktionsflächen sowohl in den zentralen innerstädtischen Lagen als auch in den Randlagen von Ballungszentren erwarten. Demnach wird auch der Investmentbereich für Logistikimmobilien gestärkt aus dieser anspruchsvollen Zeit hervorgehen und die Nachhaltigkeit und Stabilität der Assetklasse sich nochmal forcieren. Im Zusammenhang mit einem limitierten Produktangebot werden mittelfristig auch die Immobilienpreise weiter anziehen – darüber hinaus findet künftig sicher eine Umschichtung in signifikanten Größenordnungen des Kapitals bei Anlegern statt, wovon in Teilen sicher die Logistikbranche profitieren wird.
Björn Sundermann, Leiter für Logistik und Industrieimmobilien bei Robert C. Spies