„Man könnte meinen, der Onlinehandel schreibe seit einigen Jahren seine eigenen Gesetze. Der Flächenzuwachs im Bereich des Onlinehandels übertrifft jedes Jahr von Neuem die Erwartungen. Denn wem kommt es nicht entgegen, eine Bestellung online aufzugeben und im Idealfall noch am selben Tag das gewünschte Produkt in den Händen zu halten? Für den Endverbraucher ist das nicht nur bequem und eine Zeitersparnis, sondern oftmals und in Teilen sogar noch günstiger im Vergleich zu einem Bezug aus dem stationären Handel. Das klingt im ersten Moment alles „schön“ – doch wie so häufig hat die Medaille zwei Seiten.
So kritisieren zahlreiche Kommunen und Gemeinden das Lohngefüge der oftmals neugeschaffenen Arbeitsplätze und den häufig sehr großen Flächenbedarf für Lagerkapazitäten sowie Liegenschaften an sich. Ferner besteht die Sorge davor, den stationären Einzelhandel zunehmend und vor allem nachhaltig zu schädigen. Auch ist es keine Seltenheit, dass die „Großen“ der Branche einen Fahrzeugpool von bis zu gut 1.000 Lieferfahrzeugen pro Standort aufbauen. Dies bedeutet wiederum, dass die Region und vorhandene Infrastrukturen zu gewissen Stoßzeiten den zusätzlichen Verkehr bewerkstelligen müssen. Ein Kriterium für Gewerbegebiete, die für potenzielle Onlinehändler in Frage kommen, ist eine gute Infrastruktur insbesondere in Bezug auf die Medienversorgung – diese ist in etwas älteren, etablierteren Gewerbegebieten nicht immer vollumfänglich gegeben. Dabei stellt das nicht immer flächendeckende Glasfasernetz eine große Herausforderung dar und ist ein zunehmendes Entscheidungskriterium durchaus auch gegen einen Standort. Da diese „Hürde“ hinlänglich bekannt ist, haben zahlreiche Gemeinden und Kommunen bereits entsprechend reagiert, so dass die Problematik zukünftig deutlich zurückgeht.
Darüber hinaus gibt es natürlich Herausforderungen an die Immobilien an sich – diese können im Detail betrachtet oftmals komplex sein. Grundsätzlich gilt: Ein Prozess muss auf einer möglichst kleinen Fläche schnell und effizient abgewickelt werden können. In Bezug auf die Umsetzung ist die Branche sehr innovativ sowie im Bereich Forschung und Entwicklung stets in hohem Maße engagiert.
Objekte, Grundstücke sowie Lagen in Zentrumsnähe sind begehrt – je dichter am Zentrum gelegen, desto gefragter ist ein Gewerbestandort. Dabei stellen bebaute und nicht mehr genutzte Flächen bzw. Brachen – die sogenannten Brown-Fields – in der Regel kein Hindernis dar, auch vor dem Hintergrund, dass jeder Mehrkilometer bis zum Endverbraucher entsprechende Kosten verursacht. Von Vorteil ist hier die positive Wiederbelebung von nicht mehr genutzten Grundstücken und somit auch Impulse für den Standort. Folglich ist die „grüne Wiese“ schon lange kein „Muss“ mehr, wobei auch diese Areale mittlerweile selten am Markt verfügbar sind.
Fakt ist, dass der Onlinehandel einen festen Platz im Markt eingenommen hat und diesen auch zukünftig mit Sicherheit behaupten wird. Es ist bequem und unkompliziert, jedoch müssen auch gewisse Herausforderungen bewältigt werden. Zukünftig gilt es eine vernünftige Balance zwischen dem stationären Handel und dem Onlinehandel zu schaffen. Auch hier wäre es wünschenswert, wenn beide Akteure stärker im Schulterschluss agieren. Jedoch sind wir uns sicher, dass sich dies über die Zeit von ganz alleine einspielen wird – wie so vieles im Leben.