Auf seine ganz eigene Art individuell und doch durchaus vertraut, so präsentiert sich das Haus der Motel One Group auf der Hamburger Fleetinsel. Maritime Farbwelten und hanseatische Anspielungen sorgen im Zusammenspiel mit dem zeitlos-modernen Mobiliar dafür, dass die Designsprache der etablierten Hotelhauskette deutlich zu erkennen ist, die der Hansestadt allerdings auch. Ein erster Eindruck, der überzeugt. Und der ein stimmiges Entrée für Besucher:innen aus aller Welt bildet. Woher kommt eigentlich der Reiz der norddeutschen Tourismusdestinationen? Was macht ihre Faszination aus? Und welche Rolle spielt dabei das Hotelgewerbe? Antworten auf all diese Fragen soll ein Ortstermin in Hamburg mit Oliver van Heest liefern, Regional Manager Nord der Motel One Group.
Beim Betreten des Hauses verweilt der Blick nur kurz auf der Rezeption, bevor er sich unweigerlich der Lobby und dem Gastraum zuwendet, dem Herzstück des Hauses, bestehend aus farbenprächtiger Bar, hochwertigen Loungemöbeln und kunstvollen Lichtelementen. Ob nun deren muschelförmige Glaskörper, großformatige Stadtimpressionen an der Wand oder kleine nautische Akzente der Dekoration, das Interior Design ist ebenso durchdacht wie stimmig. Präsent und zugleich unaufdringlich. Der Standort mache es einem leicht, dem Haus Seele zu verleihen, so van Heest, schließlich besitze der Norden einen ganz besonderen Charme: „Da ist die Nähe zu den zwei Meeren, die Weite der Landschaften, wunderschöne Städte wie Bremen und Lüneburg sowie nicht zuletzt die Metropole Hamburg, die immer wieder unter den beliebtesten Reisezielen Deutschlands zu finden ist.“
Wie beliebt die Region ist, hätten paradoxerweise auch die für die Branche so herausfordernden Pandemiejahre gezeigt: „Sobald Reiserestriktionen gelockert wurden, sahen wir in unseren Hotels im Norden einen schnellen Anstieg der Buchungszahlen.“ Der Mensch habe nun einmal ein starkes Verlangen nach Reisen – und das Hotel solle und müsse Teil dieser Reise, der gesamten Experience sein. Nicht zu unterschätzen seien zudem auch immer die Stop-Over-Möglichkeiten auf dem Weg in die skandinavischen Länder.
Van Heest ist inzwischen seit über zwölf Jahren bei der Motel One Group. Zuvor arbeitete er bereits für Kempinksi Hotels und das Empire Riverside Hotel, das er 2007 miteröffnete. Zweifelsfrei ist er ein Mann vom Fach, der die Hotellerie nicht nur versteht, sondern auch lebt. Die charmante zuvorkommende Art wirkt nie aufgesetzt, seine Begeisterung für die Branche nie künstlich. Das wird auch deutlich, wenn im Gespräch der Dienstleistungscharakter nach hinten und die Hotelimmobilie per se in den Vordergrund rückt: „Hotelimmobilien können die Kraft haben, die individuellen Designwelten im Hausinneren zu unterstreichen und einen emotionalen, lokalen Bezug für die Gäste zu kreieren“, so seine Einschätzung.
Besonders im Norden gäbe es dafür herausragende Beispiele: „Direkt am Lübecker Marktplatz haben wir mit dem lokalen Architekten Helmut Riemann ein Hotel realisiert, das sich als Neuinterpretation eines traditionellen Giebelhauses harmonisch in die historische Architektur des Kaufmannsviertels einreiht. In Hannover haben wir zudem das ehemalige Verlags- und Druckereigebäude des Hannoverschen Kuriers umfunktioniert, die Historie bei der Innengestaltung aber beibehalten.“ Und auch auf der Außenterrasse des Motel One Hamburg-Fleetinsel entsteht nicht der Eindruck, der schnörkellose Rotklinkerbau sei fehl am Platz; wenn das vorbeiziehende Wasser des Herrengrabenfleets in der Sonne funkelt, ist vielmehr nur schwer an einen geeigneteren Unterkunftsort für einen Hamburgtrip zu denken.
Offenbart sich hier womöglich das Erfolgsrezept für Hotelimmobilien als lukrative Investmentobjekte? Müssen sie in Gestaltung und Angebot nahezu symbiotische Beziehungen mit ihrem Umfeld eingehen, um im Windschatten der Standortattraktivität langfristig am Markt bestehen zu können? Wenn dem so ist, liefern die norddeutschen Großstädte genügend Inspiration, wie van Heest weiß: „Hamburg, Bremen & Co. sind Sieben-Tage-Städte. Ihr Reichtum an Entdeckungsvielfalt macht sie als Reiseziel unabhängig von Tages- und Jahreszeit attraktiv.“ Zweifellos absoluter Mehrwert für die regionale Hotellerie, die sich vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftsrelevanter und geopolitischer Herausforderungen darauf jedoch nicht ausruhen kann.
Es herrscht reges Treiben auf den Fluren des Hauses – Betten wollen frisch bezogen, Handtücher ausgetauscht und Zimmer gereinigt werden. Wie kann dieses hohe Aufkommen an Ressourcen heute noch zeitgemäß sein? Van Heest erklärt: „Grundsätzlich denken wir das Thema ESG in all unseren Bereichen des Hotels mit: So haben wir mit Hilfe unserer Gäste durch die ‚My Service Option‘ die Anzahl an Zimmerreinigungen deutlich reduziert, unser Frühstücksbuffet wurde auf Bio- sowie Fair Trade-Produkte umgestellt und unser veganes Angebot deutlich erweitert.“ Die Zahl der eigenen Hotelimmobilien, die bereits mit Nachhaltigkeitszertifikaten wie BREEAM, DGNB und dem LEED® green building program ausgezeichnet wurden, steige zudem kontinuierlich. Und: Alle Hotels der Gruppe werden mit Strom aus regenerativen Quellen wie Wasserkraft, Sonnen- und Windenergie versorgt. Den umweltbewussten Gast dürfte das durchaus erfreuen.
Doch nicht nur ihn, denn van Heest erzählt weiter, dass auch immer mehr potenzielle Mitarbeiter:innen Wert auf derartige Faktoren lägen. Nachhaltige Mobilitätsangebot für den Arbeitsweg wie Jobtickets oder die Übernahme von Leasing-Fahrrädern seien daher inzwischen gesetzter Standard, um die auch in der Hotellerie so begehrten Fachkräfte gewinnen und halten zu können. Die Vermutung liegt somit nahe, dass Investments in Hotelimmobilien, die „grüne“ Themen mitdenken, zu den vielversprechenderen Alternativen zählen. Denn selbst das beste Hotel braucht buchungswillige Gäste – und vor allem qualifiziertes Personal.
Oberste Etage, große bodentiefe Fensterfronten, Elbphilharmonie und Michel von der umlaufenden Terrasse fest im Blick – in einem der besten Zimmer wird deutlich, warum sich die Gruppe nicht als Low-, sondern als Design-Budget-Hotel begreift. Der Regional Manager für die Standorte des Nordens nimmt sie jedoch zu keiner Zeit zu wichtig, weiß aber, was sie zu bieten haben. An die Stelle von Fitnessstudio, Konferenzsälen & Co. rücken moderne Übernachtungswelten, die nicht mehr und nicht weniger leisten, als den entspannten und zugleich stilvollen Rahmen fürs Städtereisen zu bilden. Wie das gelingt, klingt in seinen Worten so einfach wie einleuchtend: „Als Hotel verstehen wir uns als wesentlichen Teil der Reise. Die Beziehung zum Standort ist dabei elementar. Wir kreieren mit unserem eigenen Team aus Interior Designern in jedem Hotel emotionale Design-Stories. Hierfür reisen unsere Designer bereits lange vor der Hoteleröffnung an den jeweiligen Ort, um sich von der individuellen Charakteristik der Umgebung inspirieren zu lassen.“
Ob also nun eine Tour entlang der Hafenlinie zwischen Speicherstadt und Fischmarkt im Motel One Hamburg-Fleetinsel, die Widerspieglung der Geschichte der Hanse im Lübecker Haus oder die Hannoversche Interpretation des Druckereihandwerks im Zeitgeist der 20er Jahre, auf Individualität komme es an – und das auch bei der Zimmergestaltung, für die mitunter auf Kooperationen mit lokalen Künstlern zurückgegriffen werde, so van Heest.
Am Ende war es keine Städtereise und noch nicht einmal eine Übernachtung, dennoch hat sich der Besuch in Hamburg und speziell bei Oliver van Heest mehr als gelohnt. Warum? Weil aus erster Hand interessante Einblicke in die Wirkungs- und Funktionswelten des Hotelgewerbes im Spiegel der norddeutschen Tourismusdestinationen gegeben wurden. Das hat wiederum für so manche Erkenntnis im Kontext immobilienwirtschaftlicher Investmentüberlegungen gesorgt. Ein Hotelbesuch der tiefgründigen Art.
Jüngst verkündete das Unternehmen übrigens, dass die eigene Marke „The Cloud One Hotels“, die erst kürzlich in New York City ihren Launch feierte, auch nach Hamburg kommen werde. Man darf gewiss gespannt sein, in welcher Form das Unternehmen dort den Spagat zwischen nachhaltigem Bewusstsein und hochwertigem Selbstverständnis ausgestaltet. So viel sei bereits verraten: Mit seiner dunklen Backsteinfassade in unmittelbarer Nähe zum Chilehaus versteht es sich als Teil des Hamburger Kontorhausviertels. Der Bau hat bereits begonnen. Und auch das gilt als sehr wahrscheinlich: Mit Oliver van Heest an Bord dürften Herzlichkeit und ein Gespür für Ästhetik auch hier einziehen und zum Dauergast werden.